Die Geschichte von Thal Rasank

Erzählt von einem unbekannten Barden an den Lagerfeuern eines Sklavenlagers weit im Norden...

 

 

Der Enkel

Thal's Erinnerungen an die Zeit vor der Sklaverei bestehen lediglich aus

Fragmenten. Erinnern kann er sich lediglich an die schmalen Gassen seiner

Heimatstadt am Meer, die alle irgendwie immer wieder zum Hafen führten wo

Fischer täglich ihren Fang anlandeten und nur selten ein größeres Schiff

einlief. Er wunderte sich immer wozu man solchen Aufwand betreibt die

Gestade zu bändigen, wenn es doch keine Mühe und obendrein noch Spass macht,

sich wie ein Fisch im Wasser zu tummeln.

Die einzige Person, die Thal aus der Zeit vor der Sklaverei im Gedächtnis

geblieben ist, ist sein Großvater Thulran, bei dem er lebte. Thulran

durchstreifte die umliegenden Gegenden und war ein erfolgreicher Jäger. Auf

diese Streifzügen nahm er den kleinen Thal oft mit, wodurch dieser schon in

früher Jugend eine gewisse Ausdauer, Stärke und Athletik entwickelte. Auch

unterrichtete der Großvater Thal im Umgang mit dem Bogen, und Thal war ein

talentierter Schüler.

War der Großvater nicht auf der Jagd, so verbrachte er Stunden damit,

seltsame Gebilde in Pfeilschäfte und -spitzen zu schnitzen. Thal tat was der

Großvater tat und lernte so die Schnitzkunst, bzw. das, was man bei einem

achtjährigen als Schnitz"kunst" bezeichnen kann.

Zwar war Thulran ein Jäger und Soldat - in der Tat bildete er in jüngeren

Jahren die Stadtwache zu Bogenschützen aus - für den jungen Thal war dies

jedoch nicht von Belang. Thal nahm diese soziale Stellung des Großvaters

noch nicht mal wahr, geschweige denn erinnert er sich heute daran. Für Thal

war der Großvater mehr ein Magier als ein Soldat und Jäger, denn die wohl

deutlichste Erinnerungen aus der Zeit vor der Sklaverei sind solche in denen

der Großvater fein verzierter Pfeile herstellte und dabei magische Worte

murmelte. Nach getaner Arbeit sagte der dann oft, dass der grade

fertiggestellte Pfeil den wilden Eber tötet oder den Feinden aus dem Norden

einen schnellen Tod bereiten würde. Dies waren besondere Pfeile, die mit der

Magie der Götter die Jagd erleichterten oder die Feinde der Stadt besiegten;

und solche Pfeile konnte nur ein Magier erschaffen - dem war sich Thal immer

sicher.

Thal geht heute davon aus, dass der Großvater bei der Einnahme der Stadt

durch die Schergen vom Dunklen Zahn um Lebens kam. Wo diese Stadt war oder

noch ist, oder wie ihr Name war, das alles weiss Thal heute nicht mehr.