Chemlon, irgendwo auf den "Drei Schwestern": Das Jahr 705 geht zur Neige

11. Dezember

Was werde ich wohl in diesem Jahr von meinem Freund Khna`Wa zu Weihnachten geschenkt bekommen?

Nachdem wir aus dem Astralraum wieder ins Diesseits zurückgekehrt waren, versorgte ich zunächst mit großem Aufwand die hässlichen Wunden an Khna und Fisses Leibern. Wir waren ganz offensichtlich in der Mitte eines Gebirges auf Imreth Calestra "gestrandet". Nun galt es, die weitere Orientierung wieder herzustellen. Also beschwöre ich kurzentschlossen einen Geist. Vor uns erschien sogleich ein solches Wesen, mit dem ich mich dann in Geistersprache zu unterhalten begann. Ich verdamme aber rückwirkend den Moment, an dem ich dem Hünen rudimentäre Kenntnisse dieser Form der Kommunikation beibrachte. Irgendwie schnappte er wohl auf, dass ich dem Geist von unserer Begegnung mit dem "Reiter der Verdammnis" erzählte und auch Khna`Was Namen nicht unerwähnt ließ...

Der undankbare, nur leidlich gehobelte Klotz gab mir dafür was auf die Nase. Pah! So ein barbarischer Kerl. Mit der Kunst der wohlfeilen Konversation hat der ohnehin nichts am Hut. Daher werde ich Gnade vor Vergeltung walten und ihm sein erbärmliches Leben fortführen lassen.

Der Geist wies uns die ungefähre Richtung bis zur nächsten Küste. Von dort aus wollten wir dann weiter gen Imperator ziehen. Doch plötzlich verfinsterte sich die Sonne und ein mächtig großes, geflügeltes Wesen nahm Kurs auf uns. Wir erkannten aber sogleich, dass es sich dabei um den Sohn Necrons handelte. Es war der Drache, den ich als meinen Freund bezeichnen möchte, auch wenn er sicherlich nicht allzu viel mit dieser Definition anfangen kann. Khna murmelte wieder einmal törichte Worte von einem "Reittier" und froh war ich, dass Necrons Sohn dies offenbar nicht hörte.

Als er mit seinen mächtigen Krallen auf den Boden nicht weit von uns aufsetzte, da blies der Wind aus seinen Schwingen sogar den großen Khna von den Stiefeln. Ich hingegen ließ mich freiwillig auf den Hosenboden plumpsen.

Als der Drache sich dann erkundigte, warum ich den Knochen schon zerbrach, obwohl wir noch nicht wirklich in einer 2-Tages-Entfernung vom Imperator angekommen waren, erklärte ich ihm meine Beweggründe. Denn aus meiner Sicht hatten wir überaus schlechte Überlebenschancen beim Treffen mit dem Verdammnis-Reiter und seinem dämonischen Drako-Reittier. Um also wenigstens Necrons Sohn darüber zu informieren, wo wir im Astralraum starben und wo damit auch das Buch "Die Begehung des Jenseits" verloren ging, entschloss ich mich zum Zerbrechen des Knochens.

Meine Erklärung war so schlecht dann wohl nicht. Denn Necrons Sohn gab uns eine weitere Chance, um in den Genuss seiner Hilfe zu gelangen. Er sagte, dass wir uns in drei Wochen an der nördlichsten Spitze des Eilands einfinden mögen. Bei seinem Abflug fiel eine Schuppe seines Panzers zu Boden. Natürlich nahmen wir diese an uns.

Eile war also geboten und wir brachen unverzüglich auf.

15. Dezember

Khna`Wa kam heute mit von Stolz geschwellter Brust zurück zu unserem Nachtlager. Er hatte Schwein gehabt und bei der Jagd einen überaus großen Keiler erlegt. Genug Essen für rund eine Woche. Ab und an ist er für was gut.

19. Dezember

Das saumäßige Wetter macht mir zu schaffen. Alles ist nass und kalt. Als am heutigen Tage dann einige wenige Sonnenstrahlen die graue Wolkendecke durchbrachen, da entdeckten wir den Eingang zu einer größeren Höhle. Als wir eintraten, sahen wir die Skelette von zwei ganz offensichtlich arg ineinander verkeilten Tieren von besonderer Größe. Sie mussten wohl bis in den gemeinsamen Tod miteinander gerungen haben. In ihrer Mitte war eine eigentümliche Lache einer seltsamen Flüssigkeit. Während Khna`Wa zunächst etwas von der Unheimlichkeit des Ortes und der Gefährlichkeit der Flüssigkeit faselte, hielt ich umgehend meine Zunge in das Nass. Trotz Bedenken zogen dann Fiss und Khna nach. Letzterer grummelte in der Folge etwas von üblem Geschmack, doch im muss sehr deutlich zum Ausdruck bringen, dass sie mir vorzüglich mundete. Ein warmes Schaudern durchlief meinen Körper und ich fühle mich körperlich gestärkt.

24. Dezember

Kein Geschenk von Khna`Wa

26. Dezember

Ankunft an der Nordspitze des Insel. Jetzt müssen wir auf Necrons Sohn warten. Wir vertreiben uns die Zeit mit wenig nützlichen Tätigkeiten. Ich bringe meine Papiere in Ordnung.

29 Dezember

Der gewaltige Drache ist eingetroffen. Er hat einen großen Baumstamm mitgebracht. Er sagt uns, dass wir uns ordentlich daran befestigen mögen. Schaut so aus, als ob er uns so durch die Lüfte tragen will. Quasi direkt in die Höhle des Imperators.

30. Dezember

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir uns nun schon wieder auf einer Art Flucht befinden. Immerhin: Wir haben die Begegnung mit dem Imperator überstanden und konnten ihm sogar zwei magische Gegenstände aus den Rippen leiern. Aber der Reihe nach.

Als wir uns dem höchsten Gipfel der Insel Imreth Sarenia näherten, erblickten wir auf einem künstlich geschaffenen Plateau fünf mysteriöse Bäume, ein größeres Gebäude, einen goldenen Beschwörungskreis und den an die Maße eines Drachen angepassten Eingang zu einer Höhle. Sogleich nachdem wir samt Baumstamm abgesetzt waren, fing Necrons Sohn auch schon an, seltsame Laute von sich zu geben: Drachensprache und damit leider unverständlich für uns. Es dauerte nicht lang, da schälte sich der Imperator aus seiner Höhle. Angespannt verfolgten wir, wie sie sich dann offenbar auf ihre Weise unterhielten.

Nach einer Weile sagte dann Necrons Sohn: "Onkel, ich habe Gäste mitgebracht. Es wäre unhöflich, sie nicht an der Konversation teilhaben zu lassen...". Und zum ersten Mal - so schien es uns - nahm der Imperator Kenntnis von unserer Anwesenheit. "Ach die", brummte er übellaunig.

Zögernd, fast ängstlich erklärten wir dem Imperator, dass wir gekommen sind, um den Dracheneid zu erfüllen. Er schnaubte nur verächtlich und sagte, dass er es doch für reichlich unmöglich halte, dass wir "Würmer" es geschafft haben könnten, mit dem Artefakt von Unoma Vudd zurück zu kehren UND zu leben...

Pustekuchen mein Lieber, dachte ich mir. Nur von der Angst erfüllt, er könne uns noch fragen, WIE wir dieses Wunder vollbracht haben wollen, zog ich aus meiner Astraltasche Unomas Artefakt der Schwingen hervor. Und der Imperator war verwundert. Ich ging langsam auf ihn zu und legte ihm das kostbare Stück auf seine Kralle. Als dann noch Khna Wa die täuschend ähnliche Kopie vom Kopfe des Gargoylenkönigs auspackte, da war der große Drache vielleicht tatsächlich für einem Moment irritiert. Aber mit Blick auf seinen Neffen sagte er: "Da hattest dann sicher Du deine Hände im Spiel". Und damit ließ er es belassen, ohne uns nach dem Wie zu befragen... Schwein gehabt. Denn auch als er sich die zwei Dinge genauer besah, durchblickte er den großen Bluff nicht. Unoma hatte glänzende Arbeit bei den Kopien geleistet.

Der Imperator befahl uns dann in seinen großen Beschwörungskreis, um mit einem Ritual den Eid zu lösen. Das spürte ich augenblicklich in meiner Brust. Eine Last fiel von meinem Herzen.

Aber dann sah es glatt so aus, als ob der Imperator sich vom zweiten Teil des Eids drücken wollte. Denn ungehalten reagierte er bei der Frage, ob wir uns jetzt nicht auch etwas Kostbares aus seinem Horte wählen dürften. Er verweigerte. Humm, dachte ich und hatte die Lösung parat. In einem unerhörten Schwall von gekonnter Bettelei umgarnte ich Necrons Sohn, dass er uns hierbei doch bitte-bitte helfen möge.

Und so ermahnte der Neffe den Onkel und dieser willigte ein. Khna sagte, dass er das legendäre Schwert des Gargoylenclans, dass einst dem Dämonenjäger Wrirko gehörte, erhalten möchte. Und ich fragte nach dem Widderkopf, einem überaus alten und noch sehr viel mächtigeren Artefakt, welches zu meinem Gewand der Seelen passen würde. Zu meiner Überraschung hatte er es doch tatsächlich im Hort und gab es mir.

Kurz darauf waren wir schon wieder an dem Baumstamm gebunden in der Luft. Getragen von Necrons Sohn. Schnell weg, lautete zumindest die Devise der drei Abenteurer. Denn wir hatten nicht die Absicht in greifbarer Nähe zu sein, wenn der Imperator merken würde, dass wir ihm lächerliche Kopien untergejubelt hatten.

Als wir uns dann am Nordende vom Imreth Calestra vom "Drachenfreund" verabschiedet hatten (Er sagte so was wie "Ich habe über Vieles nachzudenken" und schien ohnehin von veränderter Gemütsverfassung zu sein), da legte ich flugs einen Knochenkreis direkt am Strand und in Reichweite der Flut aus (Merke: Unnütze Knochenkreise sollte der Geisterbeschwörer von großem Ruhm durch Wund, Wetter und Wellen loswerden). Mittels Zauberformel "Durchgang" konnten wir so wiederum nach Kedus Faith in den Keller des Dämonenjägers gelangen und "hüpften" so auch weiter bis hin nach Sed Fehir. Denn hier wollten wir mit kleinem Zwischenstopp beim Elementaristen sogleich zu Unoma Vudd, um ihm vom glücklichen Ausgang des Unterfanges zu berichten.