Chemlon, irgendwo im Lande Norgroth des Jahres 705

1.März
Ankunft in Kedus Faith. Im Hause des Dämonenjägers Harback trafen wir auf meinen geliebten Bruder Val. Die Freude über das unverhoffte Wiedersehen war groß und eine lange Umarmung mit dem Kleinen folgte. Wir hatten kaum Zeit, von der Befreiung der zwölf Menschenkinder zu berichten, denn mein Brüderchen war gekommen, uns eine Vision zu berichten. Geladion, seine Gottheit, war ihm erschienen und gab den Auftrag aus, dass wir uns um die "Großen Bücher" kümmern mögen. Denn ins Spiel der Götter "Gedh Mekah" sei Bewegung gekommen...

Wir besprachen die Angelegenheit mit Harback, denn die undeutliche Vision meines Brüderchens konnte uns nicht verraten wie wir an diese ominösen "Großen Bücher" oder deren Aufbewahrungsort gelangen könnten. Der Dämonenjäger, sehr angetan von unser letzten Heldentat, erklärte sich bereit, die Menschenkinder für eine Weile in Obhut zu nehmen. Auch nannte er uns zwei Namen von hochgestellten Persönlichkeiten in Kedus Faith, die uns bei unseren Erkundigungen behilflich sein könnten. Cedus, der Vorsteher der Bibliothek, und der Hohepriester des Tempels, ein Herr namens Ceta, könnten uns eventuell Informationen zu den Büchern geben.

Im Verlauf des weiteres Tischgespräches erfuhren wir, das Kedus Faith berühmt sei für häufig stattfindende Gladiatorenkämpfe. Wir beratschlagten, ob der gute Hüne Khna dort nicht einmal antreten müsse, um unsere mittlerweile arg geschrumpften finanziellen Reserven aufzufüllen. Mit anderen Worten: Wir waren auf dem besten Weg in den Abenteurer-Konkurs.

Um also unsere "Besorgungen" rasch zu erledigen, teilten wir uns. Val und ich wollten zur Bibliothek gehen, während Tarn in Erfahrung bringen wollte, was es kosten würde, einen Boten zu schicken, der im Dorf der entführten Menschenkinder von deren Rettung berichten könnte. Khna hingegen sollte sich bei der Arena über die Modalitäten der Gladiatorenkämpfe erkundigen. Gegen späten Nachmittag wollten wir uns dann vor dem Tempel treffen.

Val und ich hatten in der recht imposanten Bibliothek Erfolg. Zwar hatte der Vorsteher Cedus keine Zeit, um uns zu empfangen, doch fand Val in den Buchbeständen einen kleinen Happen Information zum Stillen unseres Wissensdurstes. Einst war wohl einmal der Mondwächter Nachak Iden Quibis im tiefen Westen im Besitz des Buches "Die Magie - Ein reißender Fluss" gewesen. Als ich diesen Namen hörte, da erinnerte ich mich daran, dass ich von dieser Figur im Gedh Mekah schon unter dem Namen "der Ewige" gehört hatte. Immerhin kannten wir jetzt den exakten Titel des Buches, nach dem wir suchten und ahnten auch schon, wer uns in dieser Sache weiter helfen könne.

Des weiteres bot ich eine Abschrift meiner glorreichen Tagebuchnotizen an. Die Bibliothekare waren begeistert von der Idee. Der Titel des hier hinterlassenen Werkes: "Moriater Gulgauer und Freunde im Auftrag der Götter". Selbstredend waren auch in dieser jüngsten Fassung meiner geistigen Ergüsse kleine Schönheitskorrekturen oder minimale Weglassungen enthalten. Zur leidigen Geschichte bei den Zwergen schrieb ich nur einen Satz: Tarn sollte im Umgang mit kleinwüchsigen Erdferkeln künftig mehr Zurückhaltung bewahren. Tja!

Khna war - wie er später beichtete - bei der Casting-Agentur für Gladiatoren angekommen. Dort sagte man ihm, dass man in der Arena in drei Kategorien in den Kampf gehen könne. Entweder ein Wettstreit nach Punkten, ein Ringen bis zum Blute oder aber ein Kampf bis zum bitteren Ende sei möglich. Für letztere Variante gäbe es natürlich den größten Batzen Honorar. Bogenschützen würden dabei über die Einhaltung der Regeln durch die Kombattanten achten.

Tarn erzählte uns dann vor dem Eingang des Tempels, dass ein Bote uns satte 130 Goldstücke kostete. Bei einem Barguthaben der Gruppe in Höhe von 19 Goldlingen ein ernüchterndes Ergebnis.

Zunächst aber suchten wir den Hohepriester des Tempels auf, zu dem wir auch mit nur wenig Verzögerung vorgelassen wurden, nachdem wir das Spiel der Götter erwähnt hatten. In der Zwischenzeit plauderte ich mit dem obersten Meister der Gärten des Tempels. Dieser Vrielo versprach mir eine Abschrift seiner Kräuterkundenotizen im Austausch gegen eine kleine Spende. Der Deal ward vereinbart.

Dann bat uns Ceta in sein privates Studierzimmer und bot uns Wein an. Er berichtete, dass es insgesamt vier große Bücher der Magie gebe. "Ihre Bedeutung ist lange im Verborgenen gewesen und sie alle haben recht lapidar klingende Titel und beschäftigen sich je mit den Grundfesten einer der Magierichtungen. Eines der Bücher trägt so zum Beispiel den Titel ´Die Begehung des Jenseits`", so Ceta. Mein Atem stockte, denn soeben hatte er das Buch erwähnt, welches wir seit langem mit uns herumschleppten und deswegen uns die Dämonen verfolgt hatten. "Nachak Iden Quibis, der Mondwächter des Westens, der auf einer Insel dort lebt, war einst in Besitz des Magier-Buches", so Ceta weiter. Er schlug vor, dass wir daher den Mondwächter des Ostens nach diesem befragen könnten. Denn dies ersparte uns die lange Reise in den tiefen Westen, wo die Sonne untergeht [Sic!]. Dieser Mondwächter trage den Namen Ninh`G`Je und sei im Zentrum des Blutgolfes anzutreffen. Auf den Blutklippen sei auch eine Stadt mit Namen "Sed Squizz", die als Zuflucht vor den Dämonen gelte. Ceta empfahl uns einen Kapitän namens Bourk, den wir für eine sichere Passage anheuern könnten.

Zudem erzählte uns der Hoheprister von der Gilde der Magie, der Shon`Jir, die südlich des Kreuzgebirges gelegen ist.

Für die Nacht stiegen wir in der Kaschemme "Zur Löwenklaue" ab. Wir gönnten uns nach der langen Zeit der Staubfresserei auch Einzelzimmer und kauften uns fleischliche Lustbrocken ein. Der Barmann schickte uns unsere Wünsche mit zwei Beinen in die herunter gekommenen Gemächer. Beim Austreten lauschte ich später an der Tür des Khna und hörte eine weiblich kichernde Stimme etwas sagen wie "Biste wohl aus der Übung, Großer, wa?" Wir gönnten uns den geteilten Spaß aus der Gruppenkasse. Hoffentlich merkt der tranige Tarn nichts davon... Er war nicht mit von der Partie, der Ahnungslose. Ob ein Mönch solche Vergnügungen auch zu schätzen weiß, mag ich ohnehin bezweifeln.

2. März
Gleich nach dem Aufstehen gehen wir zu dem uns empfohlenen Kapitän Bourk. Inklusive Besatzung, Proviant und Schiff verlangt er 60 Goldstücke. Wir werden handelseinig und verabreden das Ablegen gen Blutklippen für den frühen Abend.

Mangels Gold und Geld müssen wir jetzt noch bei dem örtlichen Kräuterhändler Talin, den uns der Hohepriester als die erste Adresse am Platze empfahl, vorbeischauen und meine Kräuterreserven verscherbeln. Dann noch der Abstecher zum Tempel, um das Kräuter-Notizbuch abzuholen, welches in der Nacht für mich angefertigt wurde. Als ich es von Viol, dem Diener des Ceta, entgegen nahm, da finde ich eine kleine Nachricht und eine Karte der Blutklippen in die Seiten eingelegt. Ceta wünscht uns darin alles Gute und ein Gelingen unseres Unterfangens.

Als letzte Stippvisite liegt die Bibliothek auf meinem Erledigungsplan. Der Vorsteher Cedus bedankt sich für die Abschrift meiner autobiographischen Erinnerungen und stellt mir einige Bücher zur Lektüre zur Verfügung. Sind aber insgesamt keine besonders hilfreichen Wälzer, stelle ich fest.

Am Abend trifft sich die Gruppe im Hafen vor dem Schiff. Tarn hatte noch etwas Zeit im Tempel verbracht während Val und Khna sich bei Harback, dem alten Haudegen, Geschichten über das Töten von Dämonen anhörten.

Dank der Kräuterverkäufe konnten wir Kapitän Bourk im voraus bezahlen. Da wir jedoch auch den Botendienst in Anspruch genommen hatten, herrschte wiederum große Ebbe in unserer Kasse. Ein Hort müsse her, fabulierte mein geliebtes Brüderchen Val.

6. März
Ankunft in Sed Squizz, den Blutklippen, nach einem viertägigen Segeltörn. In der Tat zeigte der Kapitän größtes Geschick bei dem Durchfahren der gefährlichen Gewässer. Die kleine Anhäufung von Eilanden im Zentrum des Blutgolfes nennt man, die Mittlandinseln, hörten wir. Während der Überfahrt bringt mir Khna das Schwimmen bei. An einem Tau hänge ich recht unwürdig im Wasser und er brüllt mir Bewegungskommandos über die Reling hinunter. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er mich gerne quält. Ich schlucke viel Salzwasser und gehe wegen der Anstrengungen jeden Abend völlig erschöpft sehr früh zu Bett. Tarn hängt viel mit dem Kapitän ab und ich denke er lässt sich von dessen Wissen wie ein Boot zu steuern ist, befruchten.

Als wir in den Hafen von Sed Squizz einlaufen, sehen wir backbords einen großen Turm, an dem immer noch gewerkelt wird. In der Stadt, so der Kapitän, leben rund 8000 Bewohner. Er erklärt, dass auch diese Insel zu einem der Zufluchtsorte wurde als das alte Festland und die alte Ordnung Chemlons unter den Füßen von Dämonen und Orks zertreten wurden.

Dann betreten wir die Stadt und mieten uns in der Herberge "Zum Enterharken" im Hafenviertel ein. Danach gehen wir zum Turm, da man uns sagte, dass wir dort einen großen Helden der Stadt, einen gewissen Maratan finden könnten. Denn immer noch wussten wir nicht, wo genau wir auf den Mittlandinseln den Mondwächter ausfindig machen könnten.

Als wir vor den Toren der befestigten Zitadelle ankommen, werden wir von einer Wache nach unserem Begehren gefragt. Als wie unsere Gesprächswünsche vortragen, macht er offensichtlich eine Probe in Astralsicht und ist sehr beunruhigt. Sogleich erscheinen andere Wachen, denn er kann wegen unserer hohen magischen Aura keine deutliche Sicht erlangen und hält uns für Dämonenpack! Der heraneilende Läuterer beruhigt seine Wachgesellen. Wir stellen uns vor. Als Khna Wa wahrheitsgemäß sagt, dass er ein Schwarzer Ritter des zehnten Kreises ist, verdüstert sich die Miene von Maratan jedoch. Eine Antipathie kann sehr deutlich zu Tage treten, denke ich mir. Er lädt den Rest der Abenteurergruppe in die Turmfeste ein, erklärt jedoch, dass der Hüne draußen vor den Toren warten müsse. Ich spreche in diesem Moment für meinen großen Freund und sage, dass wir die Gespräche dann außerhalb der Mauern führen müssten, da wir unseren Mitstreiter unter keinen Umständen hier allein ließen. Also werden uns hölzerne Stühle gebracht und wir berichten Maratan von unserer Suche. Es stellt sich heraus, dass Maratan ein wahrer Hasser der Dämonen ist und hier auf der Insel ein Bollwerk gegen sie errichten will. Zu diesem Zwecke erbaue er auch diesen Turm als Schutz gegen die Scharen der Niederwelten.

Auch kenne er den besagten Mondwächter, der auch den Beinamen "der Gewaltige" habe, sagt Maratan. Dieser wohne am Strand einer Nachbarinsel. Wir mögen am Abend wiederkehren, denn dann wolle er uns eine kleine Fracht geben, die wir Ninh`G`Je überbringen sollen. Maratan sagt, dass wir den Mondwächter in einer Bucht finden könnten. Dort liege ein großes gestrandetes Schiff, welches ihm als Haus diene.

Wir holen also am Abend die Fracht ab. Eine Kiste ist es. Gleich darauf stechen wir mit unserem Leihschiff in See.

7. März
Wir sind zunächst an einer Stelle angelandet, die der Bucht gegenüber liegt und müssen jetzt noch einen Fußmarsch bewältigen, um zum Mondwächter zu gelangen. Wir waren gewarnt worden, dass ein direktes Anlegen in der Bucht zu gefährlich sein würde.

Im Morgengrauen kommen wir zur Bucht. Ein Schiff seltsamster Form liegt dort in den Strand eingebettet. Weite Teile sehen völlig intakt aus, auch wenn die gesamte Konstruktion nicht aussehen mag, als ob damit ein Bereisen der Meere überhaupt möglich wäre. Es erinnert in der Form an einen Seestern und das ist wohl der einzige Vergleich, der in Ansätzen passte. Ich erinnerte mich, dass ich schon von diesen mächtigen Booten gelesen hatte. Dies war offenbar eines der legendären Elfenkronen, also ein Elfenschiff, welches der mächtige Elfenherrscher Delebrindir zum Ende des ersten Zeitalters oder noch im Zweiten einst selbst steuerte.... Ich war von Ehrfurcht ergriffen!

An einem der "Seestern"-Zacken ankerte ein wesentlich kleineres Schiff, welches durch seine seltsame Katamaranbauart jedoch ebenfalls würdig in den kleinen Wellen wippte. Als wir uns der Elfenkrone näherten, öffnete sich eine Luke und eine große Gestalt, leicht gerüstet und vom Aussehen her sicher sehr kampferprobt schritt heraus. Es war tatsächlich Ninh`G`Je - Wir hatten ihn gefunden.

"Ihr seid sicher die entflohenen Sklaven aus dem Norden", begrüßte er uns. Wir waren erstaunt, dass er uns bereits kannte. Na ja, ein Mondwächter wird wohl seine Quellen haben, dachte ich mir.

Er bat uns in das Innere seines Schiffes und wir übereichten ihm die Kiste von Maratan. Val erzählte dann von seiner Version (1.1!). Ninh`G`Je waren die "Großen Bücher" bekannt. Er berichtete, dass der Ewige, der Mondwächter des Westens, das von uns gesuchte Buch einst besessen hatte. "Er gab es jedoch auf, ein irrsinniger Handel und das Buch ging an einen Frevler!", sagte er. Viele hunderte von Jahren sei es nun schon nicht mehr im Besitze des Nachak Iden Quibis. Insgesamt gebe es vier Bücher, eines zu jeder Magierichtung. Diese hätten die Namen "Die Illusion, die andere Form der Realität", "Die Magie - Ein reißender Fluss", "Das Manifest der Elemente" und "Die Begehung des Jenseits`". All diese mächtigen Bücher hätten eine eher profane Seite, die man lesen könne und eine, die sich dahinter verberge und die zu verstehen nicht jeder in der Läge wäre.

Der Frevler, der jetzt im Besitz des Buches "Die Magie - Ein reißender Fluss" sei, blickte in die Geschichte hinter der Geschichte. Ninh`G`Je nannte ihn einen Wahnsinnigen. Um den Aufenthaltsort des Buches herauszufinden brauche er mein "Großes Buch" und so gab ich es ihm recht zögerlich. Der Mondwächter legte den Folianten auf einen seltsam geformten Tisch, der ganz gewiss magisch aussah. Dann berührte er die verzierten Seiten der Unterlage und ein Bild aus Zeit und Raum entstand. Wir machten uns daran, dieses abzumalen.

Das Bild, welches sich dort zeigte, war eine Höhle in einem Gebirge auf der Insel Imreth Beresta, des größten Eilandes der so genannten Drei Schwestern. Ohne viel Federlesens wollen wir also wieder aufbrechen um diesen Ort zu finden und das Buch in unsere Hände zu bekommen. Um für die erneute Schiffspassage zahlen zu können, bitten wir den Mondwächter um Finanzmittel und er schenkt uns großzügig 250 Goldstücke. Auch gibt er uns eine sehr schwere Kiste mit auf den Weg, die wir dem Läuterer auf Sed Squizz bringen sollen. Nach der Insel Imreth Beresta befragt, berichtet der Mondwächter, der von sich behauptet ein Bootsmann zu sein, dass dort ein Wesen lebt, welches dort den Platz für sich beansprucht. Der Drache Imperator sei also dort nicht zu fürchten...

Am Abend sind wir dann zurück am Boot des Kapitäns und teilen ihm unsere neuen Reisepläne mit.

8. März
Nach einem Tagestörn überbringen wir die schwere Kiste in Sed Squizz dem Maratan und segeln anschließend gleich weiter zur Zielinsel. Dort wollen wir die größte Stadt des Eilands namens Saeloth, links liegen lassen und einen Fluss gen Landesinnere hinaufsegeln.

14. März
Wir sind am Fuße des Gebirges angekommen und verlassen das Boot. Nach unserer Einschätzung sollten es nicht mehr als drei bis vier Tage Wegstrecke sein bis wir die Gegend mit der Höhle erreicht haben sollten.

18. März
Mein Blutdiener hat seltsame Zeichen an einer Felswand gefunden. Ein Bogen und darauf sind Linien. Sicher ein Rätsel, denken wir uns und machen uns daran, die Lösung zu finden. Unbehagen macht sich bei mir breit. Zwar halte ich das Rätsel nicht für sonderlich ausgefuchst, doch die Frage, was sich hinter einem eventuellen Eingang befindet, beunruhigt mich. Das Bild der Höhle lässt auf einen Elementaristen schließen. Als ich so sinnierte faselt der Khna etwas von Zahlen und ganz plötzlich die Erleuchtung! Das Rätsel ist eine verkappte Zahlenreihe! Als wir deren Fortsetzung in das Gestein ritzen, öffnet sich ein Durchgang. "Zeit für deinen Gegenzauber", sage ich zu Val. Jetzt wollen wir eintreten. Möge Shuzuk bei mir sein! Ich ende hier meine Aufzeichnungen... Wir betreten die Höhle...