Chemlon, irgendwo
im Lande Norgroth des Jahres 704
21. Dezember
Rekapitulation: Am 21. Januar des Jahres 705 sollen 12 Menschenkinder
von den bösen Orks am Tag des Neumonds geopfert werden, um den Schrecken
der Drei Schwestern, den Drachen Imperator milde zu stimmen. Wir wollen
dies natürlich verhindern. Ehrensache!
Es war relativ müßig,
dem Schamanen Grog Hilfe aus den Rippen zu leiern. Der Nepper, Schlepper
und Bauernfänger verlangte ganze 100 Goldstücke für fünf
läppische Ritualkerzen. In unserer Not, da mussten wir blechen. Auch
hatte der Raffzahn keinerlei wertvolle Tränke, um uns bei der gefährlichen
Mission beizustehen. Wir packten also unsere Sachen - mein Verdruss hätte
kaum größer sein können.
Auf dem Weg, der uns
herab aus dem Gebirge an die Westküste von Imreth Calestra führte,
befragte Khna in einigen Gotteskonferenzen unsere dunkle Shuzuk nach dem
Aufenthaltsort der entführten Kinder und bekam letztlich heraus,
dass sie im nördlichsten der drei Orkdörfer gefangen gehalten
wurden. Tarn und ich hatten den Eindruck, dass der Hüne Khna nicht
so recht zu Rande und zu Potte kam mit seinen Gottesbefragungen. Wen sollte
es auch wundern? Er hat ja auch eher das schlichte Gemüt und den
Intellekt einer blutrünstigen Kämpfernatur...
24. Dezember
Keine Geschenke von meinen Mitreisenden bekommen... Ich bin tief enttäuscht!
4. Januar
Der von mir als Späher voraus geschickte Blutdiener in der Form eines
kleinen Spatzen vermeldet ein Orkdorf in rund neun Meilen Entfernung.
Nach unserem Plan müssen wir jetzt einen Ausläufer des Gebirges
kreuzen, um nicht deren Aufmerksamkeit zu erregen. Es scheint mir, dass
uns dies Manöver gelungen ist.
17. Januar
Der Blutdiener hat eine rund hundertköpfige Schar von Orks erspäht.
Wir bewegen uns mittlerweile auf das Dorf zu, in dem wir die Entführten
vermuteten und müssen jetzt erkennen, dass wir wohl zu spät
kommen. Die Schar dort bewegt sich auf uns zu und hat die zwölf Kinder
bei sich... Jetzt ist guter Rat teuer. Werde später meine Eintragungen
- hoffentlich - fortsetzen können.
18. Januar
Die Schmach vom Steppenstrand hätte dieses Kapitel unserer Abenteuer
auch heißen können. Wir blicken auf eine Nacht zurück,
in der wir quasi wie die Hühner gehandelt hatten. Als wir die herannahenden
Orks entdeckt hatten, begann ich sogleich mit dem Ritaul, um die Geisterhydra
herbeizuzaubern während sich Tarn und Khna auf vorgelagerte Wachposten
begaben. Immerhin war das Wetter sehr trübe und nebelig in dieser
sehr weitläufigen Steppenlandschaft am Rande des Meeres... Und noch
bevor ich mein Ritual beenden konnte entdeckten sie zwei Orkspäher,
die sich ihnen auf dem extrem schmalen Strandstreifen näherten. Khna
ritt auf sie zu und enthauptete sie kunstvoll und Tarn ging den Weg zurück
zu mir. Er fand mich vor in größter Verzweiflung, denn das
Ritual war fehlgeschlagen. Tarn holte mich aus meinem leicht verwirrten
Zustand heraus und erklärte die Situation. Die Schar der Orks hatte
sich jetzt in drei Teile gesplittet. 30 von Ihnen suchten die Gegend ab,
40 zum teil grob Bewaffnete verharrten am Flecke und weitere 30 zogen
sich mit den Kindern langsam zurück.
Tarn und ich hetzten
also entlang ihrer Flanke und so wollten wir zu den Kindern vorstoßen.
Honschu war befohlen zugleich, dem sich noch im Nebel mit Orks prügelnden
Khna von unserer Umgehungsstrategie zu berichten. Er sollte zu uns kommen.
Um für weitere
Ablenkung zu sorgen, schickte ich meinen großen Geisterwolf Mephistos
los. Er sollte sich ein paar Orks schnappen. Nun, mein Wolf wurde aber
leider sofort zerlegt von den hinterhältigen Fernkämpfern. Es
hatte aber den Vorteil, dass die Orks zu glauben schienen, dass ihrer
Angreifer sich immer noch vor ihnen befinden müssten, während
wir nun in ihrem Rücken schlauere Pläne schmieden konnten.
Manöverkritik
gab es keine. Wir verfolgten nun die Orks und dachten, dass wir erst zuschlagen
würden, wenn sie eine Rast machten. Denn dann hätte ich ausreichend
Zeit für den Zauber zur Erschaffung der Geisterhydra. Gegen Mitternacht
war es soweit - die Orks pausierten und schlugen ein Nachtlager auf. Sogleich
zeichnete ich das für das Ritual notwendige Pentagramm auf eine Steinplatte
und begann mit den magischen Formeln. Wie in Trance zauberte ich mir zunächst
einen Wolf, um mir dann den sprichwörtlichen Wolf zu zaubern... Erst
in der blauen Stunde des beginnenden Tages erschuf ich eine mächtige
Geisterdydra, deren sieben Köpfe mich hungrig anblickten...
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