Chemlon, irgendwo
im Lande Norgroth des Jahres 703
22. August
In der gestrigen Nacht träumte ich von einer Karte... Als ich dies
dann am Morgen meinen Kameraden berichtete, erzählten sie, dass auch
ihnen eine Karte vor dem Auge des Traumes erschienen war. Schnell zeichneten
wir die sehr plastisch in unseren Erinnerungen verankerten Karten auf
und mussten erkennen, dass die einzelnen Teile offensichtlich zusammenpassten.
Wir stellten die Vermutung auf, dass wir an diesem Orte wohl einen großen
Hort bergen könnten. Leider hatten wir keinen blassen Schimmer, wo
sich dieser befinden könnte. Aber sicherlich würden wir ihn
eines Tages finden. Wir plauderten dann beim Frühstück ausgiebig
mit Rosch und Val befragte ihn zum so genannten Clan der Magischen Verbindung.
Er erzählte auf meine Bitte hin von einem Barden namens Edarion,
der am Westerwald beheimatet sei. Rosch hätte dessen famose Stimme
einst gehört, könne aber weiter viel nicht dazu sagen. Also
setzten wir unsere Reise gut gesättigt fort. Uns allen war an diesem
Morgen eine erstaunliche Wandlung beim lieben Steppenreiter Kha`na Wa
aufgefallen. Er hatte über Nacht sein Haar fein säuberlich geglättet
und zurückgestrichen frisiert und zeigte auch sonst eher eine erhabene
und vornehme Verhaltensweise. Der ehedem eher klobige Klotz machte tatsächlich
Anstalten, einmal freundlich zu lächeln und bei meiner Nachfrage
eröffnete er mir Erstaunliches: es sei wegen des Zid Bugaard zu einer
fundamentale Wandlung gekommen. Er sei jetzt nicht mehr ein wüster
Barbar - ich glaube er verwendete ein anderes Wort - sondern ein Paladin,
der dem Guten sich verpflichtet fühle. Na, ich warte es mal ab und
sehe mir das an. So unglaublich seine Verwandlung auch ist, desto sehr
fehlt mir der Glaube daran.
07. September
Nur noch wenige Tage und wir haben unser Ziel ohne weitere Vorkommnisse
erreicht.
11. September
Heute sind wir am Rand des Waldes angekommen. Wir wussten ja mittlerweile,
dass diese Warnschilder, die vor einem Geistergehölz warnen, nicht
wirklich ernst zu nehmen sind und hielten Ausschau nach den wachenden
Elfen. Und tatsächlich, aus einiger Entfernung war auch schon ihr
seltsamer Singsam zu vernehmen. Val und Tarn, die von keinem Dämonenmal
befleckten, sprachen mit den Elfen und baten darum, dass Mingol so schnell
als möglich in dringender Angelegenheit zu uns kommen möge.
Denn wir selbst wagten nicht, den Wald zu betreten. Eine der Wachen sah
gen Kha`na Wa und dabei verfinsterte sich dessen Miene merklich. Und tatsächlich,
eine schlimme Kunde war zu berichten. Kha`na Was Frau war bei der Niederkunft
dahin geschieden. Die Geburt des Sohnes hatte sie dahingerafft, berichtete
der Waldelf kummervoll. Der Sohn hingegen erfreue sich bester Gesundheit,
schob er wie tröstend hinterher. Dem Kha`na, dem alten Haudegen,
war sein Kummer und Katzenjammer ob der schlechten Botschaft sehr anzusehen
und ich tröstete ihn mir netten Bemerkungen, die ich zwar nicht so
ernst meinte, sie aber sehr überzeugend heuchelte.
Wir mussten nun also
warten, bis Mingol von den Wachen des Waldes geholt würde. Rosch
war mit in das Gehölz gegangen und wir hofften inständig, dass
sich der Geisterbeschwörer unserem Problem annehmen würde.
12. September
Mingol, der große Geisterbeschwörer von Imreth Daar, kam tatsächlich
nach rund einem Tag zu uns an den Waldesrand. Mit ihm war der Magier Rosch,
eine Handvoll Elfen und der Sohn des Kha`na. Ein kräftiges, kleines
Bürschchen mit wüstem Haarwuchs wurde meinem Kumpel in die Arme
gelegt. Er freute sich unbändig über den kleinen Hosenscheißer.
Mingol, dem wir unsere Geschichte von dem Dämonenmal erzählten,
sagte, man fange besser sofort an, etwas dagegen zu tun. Er schritt also
sofort zur Tat und schritt einen Knochenkreis ab. Mingol zündete
Kerzen an und zusammen mit Rosch wurde ein seltsames rituelles Murmeln
laut. Ich meldete mich freiwillig, um als erster in den Kreis zu treten.
Nach einigen Minuten war allerdings immer noch nichts passiert als Mingol
plötzlich ein "Vorsicht" rief. Aus heiterem Himmel tauchten
vier Dämonen der Schwerter und Molkott vor uns auf. Die Gestalten
der Niederwelten gingen sofort zum Angriff auf uns über. Um genauer
zu sein: Molkott, mein Erzfeind, nahm erneut mich aufs Korn und sah mir
grimmig in die Augen. Gedankt sei meinem legendären Schutzgeist,
denn die ersten beiden Hiebe gingen in die Leere. Vor Freude zeigte ich
ihm eine Nase und verlachte ihn höhnisch. Es passte sehr wohl ins
Bild, dass auch sein nächster Schlag nur durch die Luft pfiff. Sein
Zauber, ein Razor Orb, traf mich allerdings, so dass ich zu Boden ging.
Ohne Mingol, der einen Knochenbrecher-Zauber vom Stapel ließ, wären
wir wohl verloren gewesen. So allerdings machten wir dem Dämonenpack
den Gar aus. Thal tötete Molkott mit seinem gewohnt verheerenden
Dämonentöter-Bogen namens Shian`Dor.
Wir waren also befreit
vom Dämonenmal durch den Tod des Molkotts und beratschlagten uns
dann mit unserem Retter, dem freundlichen Mingol. Er war sehr gütig
und übereichte mir drei Schriftrollen mit Zaubersprüchen, wobei
der des Knochenbrechens dabei war. Kha`na Wa gab seinen Sohn zurück
in die Obhut der Elfen des Waldes, da unser Weg uns voraussichtlich immer
neuen Gefahren aussetzen würde. Unser Ziel war wiederum das Kreuzgebirge
- wir wollten zurück zum Mondwächter und dort im Gebirge den
Spuren des Gebirgsriesen folgen. Rosch wollte bei Mingol bleiben. Wir
verabschiedeten uns wortreich und freundlich von unseren Helfern.
21. September
Nachdem wir einige Tage Weg zurückgelegt hatten, fand Tarn bei der
Suche nach einem Nachtlager eine Höhle. Im Inneren war der Kadaver
einer toten Chimäre zu entdecken. Dem dreiköpfigen Tier waren
die Häupter abgeschlagen und aus den Hälsen tropfte zähflüssig
schimmernd eine Flüssigkeit. Neugierig wie ich nun einmal bin, so
tippte ich meine Finger in diese Soße und probierte vorsichtig schmeckend
von dem Chimärenblut. Eine wohlig gute Wirkung war sofort zu verspüren
und meine Mitstreiter taten es mir gleich. Sechs bis sieben Wochen brauchen
wir nun noch.
3. November
Es hat zu schneien angefangen heute. Zwar nur kurz, doch das schlechte
Wetter, nebelig und feuchtkalt nimmt zu. Es wird langsam wieder Winter
im Norden. Wir müssen unbedingt gen Süden weiterziehen, mir
langt es.
11. November
Waren kurz beim Schamanen Geld` a` moo, erzählten ihm von unseren
jüngsten Erlebnissen, machten uns dann aber auf den Weg, um den Riesen
aufzuspüren.
12. November
Haben die Spur des Gebirgsriesen gefunden und beschlossen dann dieser
schleichend zu folgen.
13. November
Am Morgen hörten wir ein boshaftes Grummeln und uns wurde klar, dass
wir unsere mächtige Beute gefunden hatten. Der Koloss war rund acht
Meter groß und hielt einen besonders fetten Stein in zwei Händen
über seinem Kopf drohend zum Wurf bereit. Val und ich waren wieder
in die Luft levitiert, doch erneut wurde uns dieser Schachzug zum Verhängnis.
Der Stein traf Val und wir beide fielen aus 20 Metern Höhe hart auf
den Boden. Kha`na Wa ritt derweil stürmisch auf ihn und Thal beschoss
ihn wütend mit Pfeilen. Als ich mich wieder aufgerappelt hatte, da
entzauberte ich ihm sein Leben mit dem Knochenbrecher.
In einiger Entfernung
zur massigen Leiche des Gebirgsriesen fanden wir eine große Höhle.
Wir kletterten in den riesigen Eingang und sahen, dass dort ein wertvoller
Hort verborgen war. Wir plünderten den Ort aus und machten uns auf
den Weg, das Gebirge zu verlassen.
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