Chemlon, irgendwo
im Lande Norgroth des Jahres 703
13. Juli
Ach, was sind wir diese Wege schon gewandelt... Ob wir wohl je aus dem
tristen Norden in den sonnenblauen Süden kommen werden? 60 Tagesreisen
bis Imreth Daar stehn uns bevor, immer mit der Angst im Nacken, dass der
Dämonenfürst Molkott uns plötzlich erscheint. Ich suche
täglich Kräuter, kann aber in dieser Ödnis immer weniger
meine Augen schärfen und das Richtige aus dem grauen Bewuchs herauspicken.
Lethargie....
22. Juli.
Nix passiert. Die Caoha -Rennschweine stinken, mein Brüderchen Val
schwafelt, Kha`na Wa brummt unverständliche Worte, der Tyn`Fehir
schnitzt stumpf seine scharfen Pfeilspitzen und Bettelmönch Tarn
murmelt offenbar Gebetslitaneien herunter. An manchen Tagen frage ich
mich, ob diese Gemeinschaft einen brillanten Intellekt wie den meinen
überhaupt verdient hat.
29. Juli
Ohne besondere Vorwarnung entstand vor uns ein schwärzlicher Strudel,
eine Verwerfung zwischen Normal- und Astralraum und aus diesem entsieg
der dämonische Fürst Molkott. Ein Grausen durchzuckte mich.
Molkott richtete seine Worte an uns: Genug sei es mit den Spielereien
und nun nahe unser Ende, sprach er. Ausreichend Vorbereitungszeit für
diesen Kampf verblieb nicht, doch schaffte ich es gerade noch, mein magisches
Nebelschild zu meinem Schutze zu zaubern. Leider nur blickte Molkott mich
sehr vielsagend an und nahm sich meine Wenigkeit zuerst aufs Korn. Doch
seine drei physikalischen Attacken konnten mein Nebelschild nicht durchdringen
und er hub daneben. Erbost funkelten jetzt seine bösen Augen. Sein
Versagen war ihm alles andere als angenehm und ich lächelte ihn verhöhnend
an. Dann aber sah ich ein grünliches magisches Feuer in seiner Hand
glimmen und er streckte mich zu Boden mit einem heftigen Zauber.
Aber zu unserer Überraschung
konnten wir ihn mit einigen gezielten Treffern schnell in die Flucht schlagen.
"Ihr Würmer - Ich komme wieder!", drohte uns Molkott beim
Abtauchen in den Astralraum zum Abschied vielsagend. Sogleich kümmerten
wir uns um Val, meinem Brüderchen, den es wieder einmal von den Beinen
geholt hatte, als ein Zauber des Dämonen mit voller Wucht getroffen
hatte. Die Blutungen einer hässlichen Wunde stoppten wir mit einer
Lavendelflechte.
Uns wurde klar, dass
Molkott bei der nächsten Begegnung nicht so einfach zurück zu
schlagen sein würde. Ob wir je Imreth Daar erreichen würden,
erschien mir sehr viel zweifelhafter als je zuvor.
3. August
Habe heute drei Steinpilze beim Kräutersuchen gefunden. Wir haben
sie gleich gerecht verteilt und spürten sofort die positive Wirkung
auf die Widerstandskräfte, welche diese Sorte verleiht. Wir reisen
wieder quer durch die Pampa des Nordens.
12. August
Der Murmel-Mönch Tarn hat einen Faden zu seinem göttlichen Amulett
gewoben und ich fühle die schon bekannte Wärme in mir aufsteigen.
Offensichtlich ist durch die Erweiterung des Kreises der göttlich
beauftragten der magische Gegenstand gestärkt worden.
20. August
Am 38. Tag unserer Reise hat der Mönch ein gut geschütztes Nachtlager
in einer Mulde gefunden und wir trauen uns, ein kleines Lagerfeuer zu
entfachen. Kha`na Wa hat ein feines Wildschwein gefangen, dass wir ordentlich
gewürzt über die Flamme hängen. Der Steppenreiter hält
gerade eine Haxe in der linken Hand und schmatzt ungeniert herum, als
Val eine Person in einiger Entfernung ausmacht. Wir warten nun ab, was
der Fremde im Schilde führt, lassen ihn näher kommen und ich
werde meine Aufzeichnungen morgen fortsetzen.
21. August
Der Fremde stellt sich als ein sehr gut gesonnenes Wesen heraus. Er erklärte
uns, er sei ein Magier namens Rosch, der ebenfalls Mingol, unseren Geisterbeschwörer
aufzusuchen plane. Weil wir ihn für einen Freund auf der richtigen
Seite hielten, luden wir ihn ein, mit uns das Nachtalger zu teilen und
boten ihm von dem Wildschwein zu essen an. Wir erzählten ihm sogar
alle Details unserer langen Geschichte. Rosch zeigte sich sichtlich beeindruckt
von dem Erzählten. "Ich habe also wohl Personen getroffen, die
eine besondere Saite des Schicksals anzuschlagen haben", orakelte
Rosch bedeutungsvoll und kramte einen Beutel hervor. Aus diesem schüttelte
er drei im Mondlicht glitzernde Würfel erklärte, dass dies das
magische "Zid Bugaard" sei, ein Würfelspiel des Schicksals.
Normalerweise, so dachte ich, wird das überall in Chemlon recht gern
gespielt und wunderte mich, was da nun so toll dran sein solle. "Es
ist kein gewöhnliches Spiel und nur weil ihr keine gewöhnlichen
Leute seid, so dürft ihr es spielen...", verkündete uns
der Magier aber stolz. Val hatte sofort mit einer Astralsicht bemerkt,
dass die drei Würfel magischer Natur waren. Rosch warnte uns, dass
mit dem Spiel das Schicksal herausgefordert werde. Es gebe quasi die guten
wie die schlechten Seiten des Schicksals gleich verteilt bei dem Spiel.
Wir waren sehr neugierig und wollten sogleich unser Glück auf die
Probe stellen. Tarn war der erste und rollte die magischen Würfel.
Danach... Ich will
hier nun nicht alles berichten, was mit den einzelnen Abenteurern im Verlauf
des Spiels passierte. Nur soviel sei berichtet: die, welche wir zuvor
waren, sind jetzt nur noch Schatten der Vergangenheit. Weil wir einfach
nicht genug bekamen, ließen wir das Schicksal drei volle Runden
mit je sechs Würfelwürfen. Unsere Fähigkeiten wandelten
sich teilweise umfassend zum Guten wie zum Schlechten.
Ich für meinen
Teil bin sehr zufrieden mit dem Resultat, denn ich werde nun ein noch
mächtigerer Geisterbeschwörer werden können. Wie bereits
mein begnadetes Nebelschild im Kampfe mit Molkott bewiesen hatte, so...
Aber das ist eine andere Geschichte...
Rosch erzählte
uns später, dass er uns den Rest des Weges zu Mingol begleiten werde
und wir hatten auch ausreichend Vertrauen zueinander gefunden, dass wir
ihm beichteten, dass wir ein Dämonenmal tragen. In der Tat, so Rosch
sei also Eile geboten. Wir beschlossen also, den Tag mit Schlaf zu beenden
und dann früh am nächsten Morgen aufzubrechen.
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