27. März 704: Als wir endlich in der Gegend ankamen, in der wir die verschwundene Karawane vermuteten, kam es wie es kommen musste. Wir wurden ohne Vorwarnung angegriffen - an dieser Stelle möchte ich dem Schützen danken, von dem ich die Fähigkeit des Sprintens erlernte - und wir mussten kämpfen. Ich entschied, wie gewöhnlich, wenn sich eine offene Konfrontation andeutet, dafür, meine Gegner aus sicherer Entfernung zu attackieren. Meine Gefährten konnten auf diese Variante nicht zurückgreifen und besonders "Arante" musste für diese Misslichkeit schnell Tribut zahlen. Die dämonischen Wesen, die mit einem Gift zu operieren schienen, was ich persönlich durchaus honoriere, hatten ihn schnell niedergestreckt aber "Quadron" und mir gelang es schließlich, die Wesen zu besiegen und ich konnte sogar noch ein wenig Gift aus einem der Wesen für mich gewinnen, welches ich später genauer untersuchen werde, wenn die Atmosphäre etwas persönlicher ist. Ich konnte im Verlaufe des Kampfes zum ersten mal feststellen, wie vorteilhaft die Begegnung mit "Kalmar" war und welche Vorteile mir meine verbesserte magische Energie in der Zukunft noch bescheren könnte.
Es gelang uns "Arante" mittels eines magischen Trankes, den er glücklicherweise selbst bei sich trug, wieder ins Bewußtsein zu befördern. Danach machten wir uns daran, die Wagen der Karawane zu suchen. Wir fanden sie nur wenig später. Die meisten waren im Sumpf eingesunken. Trotzdem konnten wir eine große Kiste bergen, in der das gesuchte Schmuckstück, sowie etwas Lohn für unsere Mühe zu finden war. So konnten wir uns -nicht mehr völlig mittellos - wieder auf den Weg nach Süden zu der prächtigen Stadt "Aynua" machen.
Am 4. April 704 um die Mittagszeit war es endlich soweit. Wir erreichen "Aynua". Auf der Reise habe ich "Quadron" und "Arante" noch besser kennengelernt und nenne sie nun Freunde. Ich denke im Nachhinein, dass es sehr gut war, nicht alleine zu reisen und wiederum bin ich geneigt zu glauben, dass es nicht bloßer Zufall war, der uns zusammen brachte aber nun ja, das sollen andere entscheiden.
Es war ein schwer zu beschreibendes Gefühl endlich wieder eine Stadt zu sehen. Ich betrachte mich nicht als den gewöhnlichen Abenteurer, der es romantisch findet, nachts am Lagerfeuer zu schlafen und dabei nur in eine Decke gehüllt auf dem kalten schlammigen Boden Mutter Naturs zu liegen. Nein, ich bin eher ein Stadtmensch, der ein wenig Luxus - und somit auch immer wieder einiges an Geld - braucht. Ich war also freudig erregt, denn "Aynua" ist ja auch nicht irgend eine Stadt, sie ist die Perle des Südens, Anziehungspunkt und Zentrum jeglicher politischer, wirtschaftlicher und akademischer Macht im freien Zipfel von Chemlon. Auch wenn ich vieles vergessen habe, so kann ich mich doch noch immer sehr gut an "Aynua" erinnern. Ich erkannte sofort den typischen Geruch dieser Stadt wieder, sie roch nach Aufträgen und nach viel Geld. Die Stadt war selbst für die gefährlich Zeit in der wir leben, ungewöhnlich voll. Die Elendsviertel, die man auf dem Weg zur Altstadt unwillkürlich durchqueren muss, wenn man von Norden kommt, platzten schier über und der Lärm, den die Stadt macht, konnte ich noch nie so früh und so eindringlich hören, wie an diesem 4. April. Die mächtigen Mauern der Stadt waren noch nie mit so vielen Wachen bemannt. Ich beschloss sofort, dass ich "Sethlik" einen Hauptmann der Stadtwache einmal besuchen sollte. Dieser Mann steht seit Jahren in meiner Schuld und das hat sich schon so manches Mal als Vorteil erwiesen.
Wir betraten die Stadt durch das westliche Tor und kamen, nachdem wir von der Stadtwache befragt wurden gleich am "Lords Erbe" vorbei. Es war gut, mit meinen Gefährten einzutreffen, da einsame Wanderer sicher noch kritischer beobachtet werden, als kleine Gruppen. "Quadron" kannte glücklicherweise einen der Wachmänner und wir wurden nicht sehr stark behelligt. So erfuhren wir auch, dass es in 3 Tagen, also am 7. April ein großes Turnier geben sollte, wie es bisher noch keines in "Asgya" gegeben hatte. Dies war schon am "Lords Erbe" unverkennbar, denn schon um die Mittagszeit konnte man ein Gejohle vernehmen, wie es sonst nur spät in der Nacht erklang.
Ich hatte schon Lust, mein ehrlich erkämpftes Geld bei einem gemütlichen Gelage auf den Kopf zu hauen aber wir begaben uns lieber direkt zur "Drachenklaue", um den Halbling "Meery" glücklich zu machen, indem wir ihm sein Familienerbstück zurückbrachten. So gingen wir quer durch die Stadt. Sie hatte sich kaum verändert, außer dass sie nun aus allen Nähten zu platzen schien. Nie hatte ich an einem Donnerstag so viele Leute auf der Strasse gesehen. Die Diebesgilden würden sich freuen über so viel Kundschaft und "Aynua" und seine zahlende Kundschaft durften sich auf einen neuen Auftragsmörder freuen.
In der "Drachenklaue" gab es sogleich eine rührende Szene als dieser schwachsinnige Esel von einem Halbling sein geliebtes Medaillon zurück erlangte. Nun ja, ich bekam meinen Anteil an der Belohnung und damit war es gut. Ansonsten hatte die "Klaue" nichts von ihrem Zauber verloren. Der Duft nach starkem Bier - mein geliebtes Ogerbräu Dunkel kann man in ganz "Asgya" nur hier und in 2 weiteren Gasthäusern "Aynuas" bekommen - und billigen Frauen und eine erlesene Auswahl an Abenteurern haben ihren ganz eigenen Charme. Durch meine gute Kenntnis der Stadt und mein besonderes Geschick, mich in den verrufenen Vierteln von Städten richtig zu verhalten - und sicher auch durch eine Prise Glück - erhielt ich in der "Drachenklaue" noch ein Zimmer. Bevor ich mich dem Konsum von so viel flüssigen Drogen, wie mein Körper verkraften konnte hingeben wollte, studierte ich noch einmal die Gildenbretter und suchte nach versteckten Aufträgen für meine Zunft, wie es sie nur sehr selten gibt. Doch ich hatte Glück, es wurde tatsächlich jemand für einen zweifelhaften Auftrag gesucht, meine Neugierde war geweckt.
Ein Mann namens "Nykguk", der sich später als Barde und Halbtroll herausstellte, wartete doch tatsächlich in der "Drachenklaue" auf einen fähigen und interessierten Abenteurer. Von so viel Glück überwältigt sucht ich den Halbtroll auf. Es verstecktes Geheimzeichen, das mir nicht verborgen blieb, brachte mich an seinen Tisch. Es stellte sich heraus, dass er einen vom Volke der dunklen Stämme suchte, der sich in der Kunst des Tötens auskannte. Ich wollte schon herausposaunen: "Dann sucht Ihr ja mich", als mir einfiel, das ich immer noch die Maskerade des "Finn" aufrecht erhielt. So versprach ich ihm, den Mann, den er mir beschrieb, zu suchen. Ich war zugegebenermaßen etwas verwirrt, da er tatsächlich mich selbst zu suchen schien, denn er konnte mich ziemlich gut beschreiben. Ich beschloss ihn am folgenden Tag wieder aufzusuchen und zwar nicht als "Finn".
Am 5. April 704 sprach ich erneut mit "Nykguk" und er hatte tatsächlich einen Auftrag für mich, der meiner würdig war. Es ging um einen Tyn Fehir Bootsmann mit Namen "Rh'kar". Das erinnert mich daran, dass ich auch mal einen Bootsmann kannte, von dem ich auch eine Fähigkeit erlernte, die mir besonders große Sprünge ermöglicht. Der Mann sollte sterben und wie es in meinem Gewerbe üblich ist, fragte ich nicht nach dem Grund. Er würde bis zum Sonntag, also dem Tag des Turniers in der Stadt verweilen und wäre mit großer Wahrscheinlichkeit im Hafen auf seinem Schiff, der "Meeralge" oder in der Bar "Der blaue Haken" zu finden, erklärte mir "Nykguk". Ich nahm den üblichen Vorschuss und begann meine Vorbereitungen.
Ich wollte mich eigentlich noch besser ausrüsten, musste aber die Unbillen des Stadtlebens am eigenen Leibe erfahren und wurde ausgeraubt - wenn ich den Dieb jemals erwischen sollte, werde ich mit meinen Prinzipien brechen und zum Spaß töten, das steht fest. Nun ja, aus meiner neuen Ausrüstung wurde so nichts und ich entschied, dass ich mich ohnehin eher auf meine Fähigkeiten verlassen sollte. So erkundete ich zunächst mal den Hafen und entdeckte auch schnell die "Meeralge". Ich beobachtete das Schiff für mehrere Stunden und kehrte dann noch einmal in die "Drachenklaue" zurück. Hier kündigte ich mein Zimmer - natürlich wieder als "Finn" - und verbreitet meinen Wunsch, die Stadt zu verlassen. Es war nun schon nach Mitternacht und ich setzte einen neue Maske auf und begab mich zum Hafen. Mittels eines gewaltigen Sprungs - den Bootsmännern sein Dank - gelangte ich auf das Deck der "Meeralge". Ich hatte Glück und wurde nicht entdeckt. Ich nutzte sodann meine Fähigkeiten um mich unbemerkt unter Deck zu schleichen. Dort war ich froh, dass ich kurz nach Fallen Ausschau hielt, denn es gab dort zu meiner Überraschung welche. Glücklicherweise gelang es mir, diese zu entfernen. Durch diesen Erfolg mit Übermut beseelt vergaß ich weitere Vorsicht walten zu lassen und betrat die Kapitänskajüte in dem Glauben, selbiger sei noch im "blauen Haken". Dies war ein Irrglaube und der Kampf entbrannte so plötzlich, wie er nur wenige Sekunden später wieder endete. Mein jahrelanges Training in der Kunst des Tötens - und besonders mein magisches Gift - sorgten dafür, dass ich den Kampf gewann, ohne einen einzigen Angriff zu kassieren. Anschließend vermerkte ich mein Zeichen - die schwarze Sichel - auf dem Leichnam und durchsuchte die Habseligkeiten meines Opfers. Ich entdeckte allerhand nette Dinge und in einem Geheimfach in einer Truhe sogar noch einen sehr nützlichen Trank - und vor allem eine Mithrilmünze, die verdammt wertvoll sein musste. Ich verschwand so wie ich gekommen war und begab mich in einen nahegelegenen Wald um meine neu gewonnenen Habseligkeiten zu verstecken. Nur den Trank, ein Amulett und einen guten Dolch nahm ich an mich. Dann betrat ich - in einer anderen Maske des Menschen "Magaan" - wieder die Stadt und suchte mir wieder ein Zimmer. Das fing doch alles sehr gut an ...